Die Deutsche Börse beerdigt den Entry Standard und schafft ein neues, bislang noch namenloses Segment für die Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen.

Schlechte Performance bei Mittelstandsanleihen setzte Deutsche Börse unter Handlungsdruck

Dass die Deutsche Börse den Entry Standard einstellt und ein neues Segment mit härteren Voraussetzungen und Regeln einführt, kommt nicht von ungefähr. Die zahlreichen Pleiten bei Mittelstandsanleihen trafen die Deutsche Börse AG in ihrem Segment „Entry Standard für Anleihen“ und setzten sie unter Handlungsdruck. Einerseits verloren die Investoren ihr Interesse, andererseits nahm die negative Berichterstattung in den Medien immer mehr zu. Beide Entwicklungen überraschen nicht angesichts der vielen Negativmeldungen bei Mittelstandsanleihen, die das Segment in Verruf gebracht haben und durch die Marktbeobachter sich bereits an den Neuen Markt erinnert fühlten. Neben diesen negativen Meldungen, die die öffentliche Wahrnehmung dominieren, gibt es natürlich auch eine Reihe von seriösen Emittenten, die Ihre Verpflichtungen einhalten und die vom Markt mit entsprechenden Notierungen gewürdigt werden. So notieren die Anleihen, deren Emittenten mayerhöfer & co bei der Emission beraten hat, deutlich über 100.

Neues Segment soll höhere Qualität der Emittenten garantieren

Um mit dem schlechten Ruf des Entry Standard abzuschließen und ein KMU-Segment zu schaffen, in dem sich eine solche Entwicklung nicht wiederholt, legt die Deutsche Börse Wert auf eine höhere Qualität der Emittenten sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleihenseite. Dafür werden einerseits die Anforderungen für eine Zulassung zu dem neuen Segment erhöht, um von Anfang an ein gewisses Niveau bei den Emittenten zu erhalten. Zum anderen werden die Folgepflichten verschärft, um auch während der Notierung der Aktien bzw. Anleihen eine professionelle Berichterstattung und Information der Öffentlichkeit zu gewährleisten. Zudem räumt sich die Deutsche Börse bei Nichteinhaltung der Pflichten und Voraussetzungen die Möglichkeit harter Sanktionen wie Vertragsstrafen und die Kündigung der Zulassung zum Segment ein.

Zulassungsanforderungen teils höher als im geregelten Markt

Die Deutsche Börse hat die Messlatte bei den Zulassungsvoraussetzungen im Vergleich zum Entry Standard ordentlich erhöht und verpflichtet die Emittenten, sich einen von der Deutschen Börse zugelassenen Capital Market Partner zu Beratung und Unterstützung an die Seite zu holen. Folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Zulassungsvoraussetzungen für Börsengänge im neuen KMU-Segment.

Auch die Folgepflichten sollten das KMU-Segment professionalisieren

Die neuen Folgepflichten sollten dazu führen, dass Emittenten im neuen KMU-Segment die Öffentlichkeit ähnlich professionell informieren wie Unternehmen im geregelten Markt. Unterstützt und überwacht werden soll dies während der gesamten Dauer der Notierung von einem Capital Market Partner.

Folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Folgepflichten für Börsengänge im neuen KMU-Segment.

Das neue KMU-Segment der Deutschen Börse gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich die schlechte Entwicklung des Entry Standards nicht wiederholt. Die strengeren Zulassungsvoraussetzungen und die Verpflichtung zur Due Diligence sollten dafür sorgen, dass sich die Qualität der Emittenten deutlich erhöht. Außerdem sollte durch die laufenden Transparenzpflichten Schluss sein mit der Desinformation der Öffentlichkeit bei schlechter Unternehmenslage durch die Emittenten. Die Werkzeuge scheinen geeignet, für Qualität zu sorgen sofern die Deutsche Börse für eine strikte Einhaltung sorgt und bei Fehlverhalten hart durchgreift. Denn einige der Anforderungen und Pflichten waren bereits im Entry Standard gegeben, haben jedoch nicht die gewünschte Wirkung entfaltet. Dass das Segment unter einem neuen Namen startet, erscheint sinnvoll, um einen möglichst unbelasteten Neuanfang zu schaffen. mayerhöfer & co steht dem neuen Segment positiv gegenüber und bereitet bereits Mandanten für eine Notierung in dem neuen Segment vor.

Als Ansprechpartner stehen Ihnen Jan Mayerhöfer und Kolja Schick zur Verfügung.